Müllersch
Die Bewohner dieses Hauses, eine jüdische Familie Merz, wurde in einem Schreiben des damaligen Weyerbuscher Bürgermeisters Friedrich Wilhelm Raiffeisen vom 25. November 1845 erwähnt.
Bereits 1940 ist die jüdische Familie Benjamin Herz im Birnbacher Gebäudebuch verzeichnet. Sein Beruf wird als Krämer, Wirt und Fleischer genannt. Das Haus war bis 1911 im Besitz der Familie Herz. Dieses Haus ist in Birnbach auch noch als das „Judenhaus“ bekannt.
Juden in der Bürgermeisterei Weyerbusch
Quelle: Horst Weller. Birnbacher Geschichte(n). 2016.
Nach der Bildung des Kreises Altenkirchen und dessen neun Bürgermeistereien unter nun preußischer Herrschaft (1816) begannen erst die amtlichen Registrierungen sowie auch die Führung der Protokollbücher in den Gemeinden.
Das Weyerbuscher Wappen, der Saynsche Löwe sowie zwei Pflugschare, sollte auf die überwiegend landwirtschaftliche Nutzung im hiesigen Raum hinweisen. Juden war es nicht erlaubt, selbstständig Landwirtschaft zu betreiben. Daher gab es auch wenige Existenzmöglichkeiten für Juden im Weyerbuscher Raum. Die Zuwanderung war gering.
Es bedurfte zu dieser Zeit großer Anstrengungen der jüdischen Bürger, um eine Gleichstellung zu erhalten. Über einen langen Zeitraum war alles nur durch sogenannte Judenordnungen geregelt. Eine kommunale Neuordnung vom 23. Juli 1845 erlaubte es den Juden erstmals, an Wahlen zu den Gemeindevertretungen teilzunehmen. Weitere zwei Jahre später, 1847, trat ein Gesetz in Kraft, welches das religiöse, Kultus- und Schulwesen in den jüdischen Gemeinden regelte. Bald danach strebte man, selbst in den kleinsten Judenschaften, den Bau von Bethäusern und Synagogen, gekoppelt mit Schulen, an.
Nachdem sich die Weyerbuscher Judenschaft, die sich in einem Privathaus zur Betstunde traf, weiter dezimiert hatte, fand nur noch die Zusammenkunft in einer Betstube in Mehren statt. Hier sammelten sich alle jüdischen Bürger aus Mehren, Flammersfeld und Weyerbusch zum Gebet am Sabbattag.
Wie erwähnt, war es jüdischen Bürgern nicht erlaubt, eine Landwirtschaft zu bewirtschaften sowie auch viele andere Berufe auszuüben. Aus diesem Grunde war der Handel fast die einzige Möglichkeit, sich einen Lebensunterhalt zu verdienen. Im ländlichen Raum wurde der Viehhandel meist von Juden betrieben.
Es ist überliefert, dass das Vieh am Vortrag der Märkte, für unseren Raum waren sie in Steimel und Waldbröl, für die Bauern von Juden dort hingetrieben und vermarktet wurde. Mit dem Viehhandel eng verbunden war das Schlachten, so befassten sich auch viele Juden mit dem Schächten von Tieren. Aus Glaubensgründen mussten die Tiere ohne Betäubung durch das sogenannte Schächten getötet werden. Nur so kann das gewonnene Fleisch als koscher bezeichnet werden. Je nach wirtschaftlicher Lage des Händlers unterschied man zwischen dem Ziegenmetzger (Kleintiere) oder dem Rindsmetzger.
Weitere Riten aus Glaubensgründen gab es zum Beispiel bei Beerdigungen: Frauen durften dem Sarg nur bis zum nächsten Wasserlauf folgen. Bei der Grablegung waren somit meist nur die Männer anwesend. Die aus dem Hebräischen stammenden Bezeichnungen und Begriffe sowie die Benennungen der Zahlungsmittel in dieser Sprache waren im jüdischen Handelsumgang üblich und werden noch heute teilweise von christlichen Viehhändlern benutzt.
Im Kirchspiel Birnbach lebten 1845 nur noch fünf jüdische Familien, eine in Birnbach und vier in Weyerbusch.
Gerade zu dieser Zeit kaufte der Jude Jakob Benjamin das Haus von der Witwe des Försters Heinrich Müller, der von Wilderern in den Niederölfener Hähnen erschossen wurde. Jakob Benjamin richtete in diesem Hause eine Metzgerei und Gaststätte ein. Die günstige Geschäftslage an der Straßenkreuzung der Köln-Frankfurter und Herchener-Straße ließ sein Geschäft florieren, und er zählte zu den wohlhabenden Bürgern am Ort. Seine klavierspielenden Töchter sollen die Gaststatte sehr belebt haben.
Einer seiner Schwiegersöhne namens Kahn betrieb im Nachbarhaus eine Lederhandlung, welche sich aber nach kurzer Zeit als nicht existenzfähig zeigte. Alexander Benjamin, genannt „Alex“, übernahm das Geschäft seines Vaters. Er war im ganzen Ort beliebt und galt in der Nachbarschaft als sehr hilfsbereit. Seine familiären Verhältnisse sowie auch seine Großzügigkeit haben dann wohl dazu geführt, dass sein Geschäft in Konkurs geriet und sein Anwesen Ende der zwanziger Jahre verkauft wurde.
Die jüdischen Familien, allesamt Viehhändler, hatten Mehren verlassen, und so verließ mit der Familie Benjamin die letzte jüdische Familie die Bürgermeisterei Weyerbusch. Wo oder ob diese Familien den Pogrom der Naziherrschaft überlebt haben, müsste eigens erforscht werden. Jedoch, so ist überliefert, denkt man gern an die fast 100 Jahre des Zusammenlebens mit jüdischen und christlichen Menschen in der Bürgermeisterei Weyerbusch zurück.
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Altes Backhaus der
Fam. August Müller
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