Basdurschs
Altes Pfarrhaus der Kirchengemeinde Birnbach.
Am 03.04.1872 erfolgte die Auktion zur Vergabe („Vergantung“) für den Neubau eines massiven Pfarrhauses zu Birnbach, veranschlagt mit 5400 Thalern, zu dem Unternehmungslustige eingeladen wurden.
In der Folge kam es zum Neubau des Pfarrhauses, in dem nachfolgende Pfarrer tätig waren und lebten:
1872 – 1884 Friedrich Wilhelm Doll
1884 – 1886 Friedrich Eduard Albert Gottlieb Trommershausen
1886 – 1892 Johann Jakob Trommershausen
1892 – 1931 Otto Leibnick
1931 – 1966 Helmuth Schareina
1966 – 1979 Manfred Strunk
1980 – 1994 Ursula Köhler
1995 – 1996 Hans Jörg Ott
Am 1.8.1996 wurde das Pfarrhaus von der Kirchengemeinde an die Familie Hilgeroth verkauft, die es zunächst vermietete.
Im Mai 2007 kauften die Eheleute Becker das Haus und renovierten es umfangreich.
Das Haus war über all die Jahre ein wichtiger Treffpunkt der Gemeinde. Hier lebten die o.g. Pfarrer und deren Familien, mitunter auch mit einem Schwein zur Selbstversorgung in den Kellerräumen (so die Erzählungen).
Pfarrer Schareina nutzte gerne das Studierzimmer im 1. Stock, damals noch ohne Heizung, dafür mit Mütze und Schal im Winter.
Im Erdgeschoss trafen sich in den Zeiten von Otto Leibnick Konfirmanden, der Posaunen- und der Kirchenchor, aber auch der Männer- und Jünglingsverein, der Jungfrauenverein sowie der Frauenverein.
1905 bis 2025
Die Geschichte des evangelischen Posaunenchors Birnbach
„Geburtshelfer“ des Birnbacher Posaunenchores war der damalige Pfarrer und spätere Superintendent Otto Leibnick. Als er im Jahre 1905 den Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Birnbach ins Leben rief, hatte er nichts als den guten Willen, eine kleine Schar Freiwilliger, von denen noch nicht einmal jeder ein Instrument beherrschte, und einen Raum im Pfarrhaus für die Probe.
Dass der neu gegründete Chor überhaupt in Aktion treten konnte, war ein Verdienst des großen Gönners des Kirchspiels, des Industriellen Emil Weyerbusch aus Elberfeld. Obwohl Herr Weyerbusch kurze Zeit vorher mit einer großen Spende den Kirchturmneubau in Birnbach erst ermöglicht hatte, war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, dem jungen Chor „sechs prachtvolle Instrumente“ zu spenden.
So konnte unter der Leitung von Wilhelm Meuler eine kontinuierliche Chorarbeit begonnen werden. Als 1914 der 1. Weltkrieg ausbrach, ruhte das Chorleben, denn viele Bläser mussten in den Krieg ziehen, aus dem einige nicht mehr zurückkamen, so auch Wilhelm Meuler.
Nach dem Kriege dauerte es noch einige Zeit, bis der Posaunenchor mit den Kriegsheimkehrern und einigen jungen Bläsern die Tätigkeit wieder aufnahm. Fritz Ersfeld leitete den Chor von 1921 bis 1925 und übergab dann das Dirigentenamt an Ewald Hassel aus Wölmersen. 1927 übernahm Otto Hasselbach aus Wölmersen die Führung des Chores. Ab 1933 änderte sich einiges im Chor. Nach der Machtübernahme Hitlers streckten die Nazis auch ihre Fühler nach dem Birnbacher Posaunenchor aus. Im Sinne der Gleichschaltung versuchte man, den Chor für die eigenen Zwecke zu missbrauchen. Die Partei spendete Geld und machte dafür zur Auflage, dass ein Trommelzug dem Chor angeschlossen werden sollte. Als zudem der Posaunenchor immer mehr auf nationalsozialistischen Veranstaltungen auftreten sollte, wurde der Unwille im Chor immer größer; der Chor zerbrach 1937. Nach dem zweiten Weltkrieg fanden sich 1946 Gerhard Heidelbach, Helmut Schareina, Fritz Ersfeld, Heinz Gäfgen, Arthus Gutacker und Günther Müller zusammen und begannen mit dem Musizieren. Langsam vergrößerte sich die Gruppe durch Kriegsheimkehrer und junge Leute, so dass man bald wieder einen ansehnlichen Posaunenchor in Birnbach hatte. Bis zu seinem Tode im Jahre 1951 war Fritz Ersfeld zum zweiten Male Leiter des Chores. Danach übernahm Richard Sander aus Hemmelzen den Dirigentenstab.
1962 wurde Gerhard Heidelbach der neue Dirigent. Wie seine Vorgänger verstand er es in großem Maße, Begeisterung bei den Bläserinnen und Bläsern zu wecken, so dass der Chor bei vielen Gottesdiensten, besonders aber an Ostern, Erntedankfest und Weihnachten und darüber hinaus bei vielen anderen Gelegenheiten durch seinen Klang beeindrucken konnte.
Doch nicht nur auf kirchlicher Ebene konnte sich der Chor auszeichnen, auch überregional wurde man durch eine Schallplattenaufnahme im Jahre 1978 bekannt.
1983 wurde Jürgen Schumacher Chorleiter und führte den Chor erfolgreich weiter. Als sich in seiner Familie dreifacher Nachwuchs ankündigte, übergab er den Chor 1989 in die Hände von Alfred Stroh. Zu Beginn des Jahres 1990 übernahm dann Klaus – Erich Hilgeroth den Posaunenchor und setzte die Bemühungen seines Vorgängers fort.
Die begonnenen Akzente bläserischer Arbeit wurden weiter entwickelt und neue Ziele gesucht. Entsprechend vorbereitet nahm der Posaunenchor Birnbach 1991 am Landesentscheid des
„ 3. Deutschen Orchesterwettbewerbs “, Sparte „ Posaunenchöre / Blechbläserensembles “, in Wittlich teil. Die umfangreiche und hervorragende Probenarbeit sorgte dafür, dass der Chor nach dem Wettbewerbsprogramm mit der Note „ gut – befriedigend “ beurteilt wurde. Damit hatte man im Landesentscheid den dritten Platz belegt. Gut gelungene Konzerte in Birnbach – mit dem Kirchenchor und dem Gemischten Chor Birnbach, mit dem Oberhessischen Blechbläserensemble (1994), ein Adventskonzert mit dem Bonner Kammerchor „Amici Cantandi“ – sowie die wichtigen „ normalen “ Choreinsätze in Gottesdiensten, bei Ständchen, Festen und Feierlichkeiten prägten die Chorleiterschaft Klaus – Erich Hilgeroths.
Am 2. Februar 1997 übergab er in einem Abschiedsgottesdienst den Dirigentenstab an Jürgen Kessler aus Oberhonnefeld, der langjährige Erfahrung als Leiter von Bläser – und Sängerchören mitbrachte. Durch ihn lernten die Bläserinnen und Bläser den Kirchenchor Altwied kennen, mit dem daraufhin mehrfach gemeinsam musiziert wurde. Konzerte mit dem Oberhessischen Blechbläserensemble und mit dem Kirchenchor – u. a. mit Werken von Bortniansky und Rheinberger – waren Höhepunkte im Chorleben Anfang der 2000er Jahre. Durch den Münchner Posaunenchor von Matthias Kessler, Jürgens Sohn, wurde das Jubiläumskonzert zum 100. Geburtstag wunderbar bereichert, was beim Gegenbesuch in München ein touristisches und musikalisches Erlebnis bescherte.
Wichtig war den Bläserinnen und Bläsern immer die Stärkung der Gemeinschaft durch Zusammensein nach den Chorproben, gemeinsames Feiern oder jährliche Ausflüge. Auch wurden einmal die Partnerkirchengemeinde Gutengermendorf, ein anderes Mal die geschichtsträchtige Region um Torgau bereist und bläserische Zeichen bei Ständchen und Gottesdiensten hinterlassen. Am 7. August 2011 übernahm Alfred Stroh die Leitung des Posaunenchores von Jürgen Kessler, dem in einem feierlichen Gottesdienst ganz herzlich für seine unermüdliche Chorführung gedankt wurde. Auch mit ihm wurden weiterhin die musikalischen Aufgaben eines Posaunenchores erfüllt, was allerdings in Zeiten von Corona erschwert wurde. Proben in normaler Form durften nicht mehr sein, weswegen man sich zum Üben mit dem nötigen Abstand auf dem Birnbacher Sportplatz traf. Für zwei Choräle nahmen die einzelnen Mitglieder ihre jeweiligen Stimmen auf, die dann von Max Stroh zusammengesetzt wurden und nun in Videos auf der Homepage der Kirchengemeinde zu sehen sind (https://www.kirchengemeinde-birnbach.de/posaunenchor/#&panel1-1).
Nach der Pandemie konnte wieder ohne Einschränkung musiziert werden, und das tat man denn auch mit großer Freude.
Wie seit Anbeginn sehen die Bläserinnen und Bläser des Posaunenchores ihre wesentliche Aufgabe im Musizieren zum Lobe Gottes und zur Freude der Gemeinde und der Zuhörer.
Die Gestaltung der Gottesdienste, sei es in Birnbach oder in den Gemeinden ringsum, im Gemeindezentrum in Weyerbusch, an Christi Himmelfahrt in wechselnden Dörfern der Kirchengemeinde, in Festzelten bei Jubiläen von Chören oder Vereinen, oder unter freiem Himmel auf dem „Heuberg“ sind wichtige Aufgaben, die gerne wahrgenommen werden.
Traditionell spielt der Posaunenchor auch seit Jahren in Altenheimen, bei Birnbacher Dorffesten, zum Nikolaus, in Konzerten, Adventsmusiken mit dem Kirchenchor (z. B. 2018 auch mit dem bekannten Posaunenquartett „opus4“ aus Leipzig) und bei der „Musik rund um die Kirche“ mit Kindern der Kita „Villa Kunterbunt“, Kirchenchor und gemischtem Chor Birnbach.
Aber wie im richtigen Leben liegen Freud und Leid dicht beieinander. Mitgliedern werden Kinder geboren, und von langjährigen wichtigen Bläsern musste Abschied genommen werden, deren Trauergottesdienste wir traurig, aber dankbar musikalisch mitgestalteten.
Daher ist die Zahl der Mitglieder leider gesunken.
Aber dennoch trifft man sich fröhlich zu den Proben im Gemeindezentrum in Weyerbusch (auch wenn altgedienten Bläsern das Birnbacher Gemeindehaus fehlt) und bereitet sich eifrig auf die anstehenden Einsätze vor.
Und in diesem Sinne möge der Posaunenchor Birnbach auch weiterhin noch lange segensreich wirken können!
Alfred Stroh
Der Birnbacher Kirchenchor im Jahr 1927. Neben Pfarrer Leibnick der Lehrer van der Cron als Leiter.